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Jetzt die Widerstandskraft steigern

Ernst Mauritz / Wolfgang Lalouschek | KURIER | 14.04.2020 | Lebensstil

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„Immer hören wir, dass es kei nen Impfstoff und kein Medi kament gegen das Coronavirus gibt“, sagt der Neurologe Wolfgang Lalouschek, Vorstand der Fakultät für Psychosomatik der Sigmund Freud Privatuni und Leiter des Gesundheitszentrums The Tree in Wien. „Dabei wird übersehen, dass wir gerade jetzt etwas tun können, um unsere Widerstandskraft zu steigern und die Rate schwerer Infektionen zu senken.“ Lalouschek hat mit einem Medizinerteam eine Literaturrecherche zu den Auswirkungen einzelner Lebensstilmaßnahmen auf das Immunsystem durchgeführt. Daraus hat er ein „21TageProgramm“ mit Tipps für jeden Tag entwickelt. „Wir sind mit Firmen und Gemeinden im Gespräch, die so ein Programm anbieten möchten.“

Moderates Training

Unser Immunsystem wehrt Krankheitserreger mit Abwehrzellen (etwa Lymphozyten) und mit Antikörpern (Immunglobulinen) ab. Lalouschek: „Moderates Ausdauertraining mobilisiert bei de Komponenten der Immunabwehr und reduziert Mediatoren – Botenstoffe – chronischer Entzündung.“

Gleichzeitig wird die Blutzirkulation auch in den kleinen Gefäßen verbessert. Die Sauerstoffmenge, die an das Hämoglobin (roter Blutfarbstoff) gebunden ist, erhöht sich um bis zu 30 Prozent. „So können z. B. auch Patienten mit Herzschwäche nach einem medizinisch angeleite ten vierwöchigen Ausdauer training eine um bis zu 60 Prozent erhöhte Leistungsfähigkeit haben – das kann den Unterschied zwischen einem leichten und schweren Krank heitsverlauf ausmachen.“ Achtung: „Das Training darf nicht zu intensiv sein – eine vorübergehende Beeinträchtigung des Immunsystems kann die Folge sein.“

Ernährung

„Durch eine Umstellung der Ernährung kann man die Aktivität des Immunsystems um bis zu 50 Prozent stärken“, sagt Lalouschek: „Wenig rasch verwertbare Kohlenhydrate (z. B. Süßspeisen, Marmeladen, Weißmehlprodukte, Fruchtsäfte), dafür aber Vielfalt beim Gemüsekonsum, ungesättigte Fettsäuren (z. B. in Lein, Raps oder Olivenöl) und Intervall fasten haben positive Effekte auf das Immunsystem.“ Bei diesem Kurzzeitfasten könne man z. B. das Abendessen oder zumindest die Kohlen hydrate am Abend weglassen. „Das verbessert innerhalb we niger Wochen die Stoffwech selsituation, was für stark übergewichtige Menschen besonders wichtig ist.“

Insulinresistenz, Entzündungswerte, Anfälligkeit für Infektionen: Das alles verbessert sich durch so eine Umstellung. Und auch das Mikrobiom (Vielfalt der Darmmikroorganismen) wird gefördert: „Das hat auf das Immun system und die Psyche positive Auswirkungen.“

Schlaf

Ausreichend Schlaf senkt das Risiko für chronische, niedrigschwellige Entzündungen. „Er ist wichtig, da mit Abwehrzellen (TLymphozyten) ausreifen können.“ Bei gestörtem SchlafwachRhyth mus ist die Immunantwort verringert. „Gleichzeitig wird der Abbau von Blutzucker gestört, die Impulskontrolle ist verringert, es entsteht ein Heißhunger nach süßem und fettem Essen.“ Aber auch zu viel Schlaf ist nicht gut – und kann Depressionen fördern. – „All dies kann uns nicht völlig vor dem Virus schützen, aber es ist plausibel, dass es unsere Fä higkeit, die Infektion zu bewältigen, deutlich stärken kann.“ Lalouschek betont aber, dass Personen mit Vorerkrankungen deutliche kör perliche Umstellungen (Training, Ernährung) nur in Absprache mit ihrem Arzt begin nen sollten.